02.11.2025
Im Koalitionsvertrag zwischen CDU/CSU und SPD sollen auch Apotheken mit einigen wichtigen Neuerungen bedacht werden, wie wir bereits im Mai dieses Jahres berichteten. Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) hat die Apothekenreform auf der Agenda. Diese sieht umfassende Maßnahmen vor, die die Stärkung der Apotheken und die Sicherstellung einer flächendeckenden sowie wohnortnahen Arzneimittelversorgung zum Ziel haben.
Doch welche im Koalitionsvertrag festgehaltenen Maßnahmen wurden nun oder werden in Kürze tatsächlich umgesetzt?
Neuigkeiten vom Deutschen Apothekertag
Auf dem Deutschen Apothekertag 2025 in Düsseldorf erläuterte Nina Warken die Pläne zur Umsetzung der geplanten Reform.
Während einige Punkte, darunter die Rücknahme des Skonto-Verbots und die Abschaffung der Null-Retaxation, zeitnah realisiert werden sollen, wird der für viele Apotheker so wichtige und wirtschaftlich zentrale Punkt, die Erhöhung des Fixums, vorerst nicht umgesetzt. Im Koalitionsvertrag war ursprünglich eine dringend notwendige Erhöhung des Fixums, das zuletzt 2013 erhöht worden war, von 8,35 Euro auf 9,50 Euro geplant.
Finanzielle Rahmenbedingungen und Auswirkungen
Die Aussetzung bedeutet für viele Vor-Ort-Apotheken eine erhebliche wirtschaftliche Belastung, wie Thomas Preis, Präsident der Arbeitsgemeinschaft der Berufsvertretungen Deutscher Apotheker (ABDA), bereits vor dem Apothekertag betonte. Als Grund für das Ausbleiben der Erhöhung wird die schlechte finanzielle Lage der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) genannt. Diese soll durch bereits beschlossene Sparpläne um insgesamt zwei Milliarden Euro entlastet werden. Eingespart werden soll laut Warken vor allem bei den Kliniken, aber auch bei den Verwaltungsausgaben der Krankenkassen selbst. Sollten die Krankenkassen 2026 finanziell wieder bessergestellt sein, wird die Umsetzung der Fixum-Erhöhung erneut geprüft. Für viele Apotheken, die sich bereits in wirtschaftlichen Schwierigkeiten befinden, könnte die ausbleibende Anpassung des Fixums die finanzielle Lage weiter verschärfen. Entsprechende Restrukturierungs- oder Sanierungsmaßnahmen gewinnen daher zunehmend an Bedeutung.
Reaktionen der Berufsverbände
Die Aussetzung der im Koalitionsvertrag vereinbarten Fixumserhöhung kommt zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt: In der ersten Jahreshälfte 2025 mussten bereits 271 Apotheken schließen. Deutschlandweit gab es zu diesem Zeitpunkt lediglich noch 16.803 Apotheken vor Ort. Weitere Schließungen in den verbliebenen Monaten dieses Jahres sind nicht auszuschließen. Aus diesem Grund finden Vorsitzende und Präsidenten der Apothekenverbände deutliche Worte zu dem vorübergehenden Aus für die Erhöhung. Laut Berend Groeneveld, Vorstandsvorsitzender des Landesapothekenverbandes Niedersachsen, sind die „vorgestellten Pläne für eine Apothekenreform ohne Honorarerhöhung für Apotheken [...] nicht hinnehmbar und widersprechen den im Koalitionsvertrag festgehaltenen Punkten zur Apothekenstärkung.“
Unverständnis gibt es auch seitens Manfred Saar, Präsident der Apothekerkammer des Saarlandes. Seiner Einschätzung nach ist der Koalitionsvertrag eindeutig und die Apotheken nun bitter enttäuscht über das Ausbleiben der Erhöhung. Es sei zudem nicht nachvollziehbar, denn „weder die allgemeine politische Wetterlage noch die Finanzlage der GKV hat sich seit dem Koalitionsvertrag substanziell verändert. Alle Parameter waren zum Zeitpunkt des Koalitionsvertrages bekannt!“. Saar macht zudem auf einen weiteren Umstand aufmerksam, der vielen Apotheken zum Problem werden kann: die schrittweise Erhöhung des Mindestlohns ab Januar 2026. Dies kann die Personalkosten in vielen Apotheken drastisch ansteigen lassen.
Welche Maßnahmen werden umgesetzt?
Auch wenn einige wichtige Impulse gesetzt wurden um Apotheken zu unterstützen, der entscheidende Punkt der wirtschaftlichen Entlastung und damit der Schutz vor weiteren Schließungen bleibt weiterhin ungeklärt. Dadurch bleibt die wirtschaftliche Lage vieler Apotheken angespannt, und die Gefahr weiterer Schließungen bestehen. Die ausbleibende Fixumserhöhung verdeutlicht, dass trotz erster Entlastungen die dringend notwendigen finanziellen Sicherungsmaßnahmen fehlen, um die Existenz zahlreicher Vor-Ort-Apotheken nachhaltig zu sichern. Ohne diese Stabilisierung bleibt die Versorgungssicherheit in vielen Regionen weiterhin unter Druck.

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